Der Gasthof Augstholz, mit dem dazugehörigen Bad, war bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt. Das Bad wurde 1795 erstmals erwähnt.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde erkannt, dass das Wasser der Quelle Augstholz heilsame Wirkungen hatte. Es wird aber vermutet, dass es schon früher genutzt worden. Vor einigen Jahren stiessen die Gebrüder Leu beim pflügen in einem Feld, etwas oberhalb des Bad Augstholz, auf ein 1,5 Meter langes und 1 Meter breites Steinbett aus grossen Steinen. Es soll wie eine umgekehrte Badewanne ausgesehen haben. Leo Leu hielt diese Anlage, für die alte Wasserfassung. Die merkwürdige Anlage wurde leider abgetragen und konnte nicht auf ihr Alter untersucht werden.
Das Wasser im Augstholz wurde 1795 von sechs Zürcher Professoren der Medizin, Chirurgie und Chemie, C. S. Schinz, Canonicus Rahn, Johann Jakob Römer, Uster, Stadtwundarzt Konrad Meyer und Apotheker Johann Jakob Hottinger, wissenschaftlich untersucht.
Das Wasser bleibe längere Zeit frisch, zeichne sich durch seine Unverdorbenheit und wie das Pfäferswasser durch seine Leichtigkeit aus. Es besitze «eine reine, sehr fein zerteilte Kalkerde» und ein zartes, flüchtiges mineralisches Salz. Die Ärzte empfahlen das Wasser vom Augstholz, das «reine, luftsaure Kalkerde und einen geringen Anteil an Selenit» enthält, zu Kuren bei Magenbeschwerden, bei Verdauungskrankheiten, bei durch Säure verursachten Hautausschlägen usw. Es könne zur Linderung und Heilung vieler langwieriger Krankheiten und Beschwerden von schätzbarer Wirkung sein.
1812 klagten die Tavernenwirte Niklaus Winiger in Kleinwangen, Josef Clemens Uttiger vom Bad Ibenmoos, Sebastian Widmer, Hohenrain, und Adam Sidler in Baldegg gegen Xaver Schmid. Sie beriefen sich auch auf ein Gutachten der Gemeinden Wangen und Günikon (dieses von Richter Johann Leu unterzeichnet), die darauf hinwiesen, dass das Wirten im Augstholz bei der Nähe der anderen Wirtschaften höchst unnötig sei und der Sittlichkeit und dem Wohlergehen der Gegend zum Nachteil gereiche. Pfarrer Anton Herzog in Wangen schrieb, das Augstholz sei allezeit für die guten Sitten und Ordnung ein höchst gefährliches Haus, es wäre für die Gegend und Pfarrei eine Wohltat, wenn es von der Regierung geschlossen und gänzlich abgetan würde.
Interessant war die Raumeinteilung des im Jahr 1800 von Xavier Schmid gebauten Bades. In der ersten Etage lagen gegen Morgen und Mittag drei bequeme Wirtschaftsstuben, die Diensten-Stube, die Küche mit holzsparendem Feuerwerk samt Fleischkämmerchen, daran stiess die Schreibstube und die Apotheke. Die zweite Etage war mit einem Saal und neun Schlafzimmern ausgestattet. In der Mitte lag die schöne Kapelle. Die dritte Etage besass acht Schlafzimmer und darüber lag ein Speicher und Estrich. Drei aufeinandergebaute Lauben führten von jeder Etage zum Abtritt.
Das Bad geriet mehrmals in Konkurs und war bereits 1859 geschlossen. Das Heilwasser erwies sich vermutlich als weniger heilsam und so gingen die Besuche stetig zurück. Das Bad wurde zurückgebaut und es entstand ein ansehnlicher Gasthof im spätklassizistischem Stil – patrizischen Herrenhäuser gleich.
Es ist nicht bekannt, wieviel vom ehemaligen Bad noch erhalten ist. In zwei Räumen im Keller konnte man noch je zwei rechteckige, im Boden eingelassene, gemauerte Bassins bestaunen, die je einer Person Platz boten. Auch die Zuleitungen und Hähnen sollen noch vorhanden sein. Diese Bassins, in denen später Heu für die Schafe gelagert wurde, sind wohl noch die einzigen erhaltenen Zeugen der ehemaligen Badeanstalt.
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